Software im Stall: Hightech Herdenmanagement

Artikel veröffentlicht von: Holstein International – Jacques Bernard

Beim Begriff Software denkt man nicht auf Anhieb an die Landwirtschaft. Ohne die neuen Technologien wäre Precision Farming aber nicht auf dem heutigen Level. Die unterschiedlichsten Softwarelösungen helfen dabei, Ressourcen optimaler auszulasten, die Umwelt zu schützen sowie die Erträge, Effizienz und Wirtschaftlichkeit zu verbessern.

Auf die Milchviehhaltung bezogen, spricht man auch von Precision Livestock Farming. Das Ziel davon sind Steigerung der Milchproduktion, Futtereffizienz sowie Verbesserung des Herdenmanagements und der Tiergesundheit. Deshalb wächst der Bedarf an zentralen, flexiblen Softwarelösungen, die verschiedenste Systeme verknüpfen. Genau hier hat sich UNIFORM-Agri, ein niederländisches Softwareunternehmen mit über 40 Jahren Erfahrung, international einen Namen gemacht. Über 17.000 Betriebe weltweit nutzen die Lösung – mit besonders starkem

Holstein International – Han Hopman

Wachstum in Märkten wie Großbritannien und Südamerika. Im Gegensatz zu vielen anderen Anbietern verkauft UNIFORM-Agri keine Hardware. Die Software ist bewusst offen konzipiert und lässt sich mit nahezu allen marktüblichen Systemen verbinden – von Melkrobotern über Selektionstore bis hin zu nationalen Herdbüchern. „Wir verstehen uns nicht als Wettbewerber, sondern als Verbindungsstück zwischen Systemen“, erklärt CEO Tineke Sieperda. „Unser Ziel ist es, für den Betrieb eine funktionierende Gesamtlösung zu schaffen – unabhängig vom Hersteller der Einzelkomponenten.“ Ein Vorteil, der besonders bei wachsenden oder bereits großen Betrieben spürbar wird: UNIFORM-Agri übernimmt die Rolle einer zentralen Plattform, auf der alle Betriebsdaten zusammenlaufen, verarbeitet und gezielt weitergegeben werden. Das spart nicht nur Zeit, sondern schafft auch eine verlässliche Grundlage für Entscheidungen im Management, wie Leendert Koek von Schep Holstein berichtet: „Wir nutzen UNIFORM als Bindeglied zwischen unserem Melkstand von GEA und smaXtec. Morgens schaue ich mir bei UNIFORM alle Übersichten an und entscheide, bei welcher Kuh ich genauer hinschauen muss.“

„Wir verstehen uns nicht als Wettbewerber, sondern als Verbindungsstück zwischen Systemen“, erklärt CEO Tineke Sieperda. „Unser Ziel ist es, für den Betrieb eine funktionierende Gesamtlösung zu schaffen – unabhängig vom Hersteller der Einzelkomponenten.“

Internationale teams

Ein wesentlicher Erfolgsfaktor ist der praxisnahe Kundenservice. UNIFORM-Agri beschäftigt in zehn Ländern eigene After-Sales-Teams, die häufig aus Personen mit landwirtschaftlichem Hintergrund bestehen. „Unserer Meinung nach ist es einfacher, den Leuten aus der Landwirtschaft Computer-Systeme zu erklären, als IT-Spezialisten, die viele verschiedenen Aspekte der Tierhaltung zu unterrichten.“, so Sieperda. Ein weiterer wichtiger Vorteil, Teams in verschiedenen Ländern zu haben, ist die Beobachtung der einzelnen Märkte. Jede Entwicklung ihrer Produkte entstand, weil die der Markt danach fragte. Die Support-Team helfen den Kunden auch bei der Erstellung von individuellen Protokollen – etwa zum Trockenstellen, zur Klauenpflege oder für Gesundheitswarnungen rund um bestimmte Laktationsstadien. Neben der aktuellen Tierbetreuung erlaubt die Software auch eine langfristige Betrachtung genetischer Entwicklungen. Alle Daten – auch die von abgegangenen Kühen – bleiben erhalten und können in Analysen einbezogen werden. Dies ermöglicht verlässliche Rückschlüsse auf Zuchtfortschritt und Leistungsentwicklung. Um Letzteres zu erreichen, kooperiert UNIFORM-Agri auch mit Zoetis. Ziel ist es, Genotyp- und Phänotyp-Daten in der Praxis besser zu verknüpfen. Dadurch können in Zukunft noch sicherere Analysen gemacht werden, was zu noch besseren Zuchtergebnissen führen wird.

Zusammenführen

Betriebsdaten in der Praxis besser zu verknüpfen ist auch die Idee von dem neuen Unternehmen die MyDairyS GmbH. Es bietet den Milchviehbetrieben eine digitale Plattform zur Auswertung von Betriebsdaten. Ziel ist eine effektive, objektive und ganzheitliche Datenauswertung für das Herdencontrolling, um versteckte Potenziale aufzudecken und landwirtschaftliche Betriebe langfristig wettbewerbsfähig aufzustellen. Besonderer Wert wird auf die Zusammenführung von Informationen aus verschiedenen Betriebsbereichen gelegt. MyDairyS wurde von Sano – Moderne Tierernährung konzipiert und entwickelt. Dr. Norbert Göres beschreibt die Entstehung so: „Wir hatten das Bedürfnis, die Zusammenhänge in den Betrieben besser zu verstehen. In jedem Betrieb gibt es eine Vielzahl von Daten und Analysen, die häufig isoliert betrachtet werden, was Interpretationen erschwert.“ Was ursprünglich als interne Plattform für Sano geplant war, entwickelte sich im Laufe der Zeit zu einem eigenständigen Unternehmen mit einem frei erhältlichen Produkt. Die Plattform richtet sich vor allem an Personen, die sich mit Betriebsdaten rund ums Herdencontrolling beschäftigen. „MyDairyS ist kein klassisches Management-Programm, sondern eine spezialisierte Datenplattform, die gewissermaßen über dem Herdenmanagement steht und Daten aus verschiedenen Systemen zusammenführt. Sie dient als Controlling- und Analyse-Tool, um limitierende Faktoren sowie ungenutzte Potenziale im Betrieb zu identifizieren. So dient MyDairyS als Entscheidungshilfe für die zielgerichtete Optimierung des Betriebs- und Herdenmanagements“, so Dr. Göres.

Auswerten

Bei der letztjährigen EuroTier wurde die erste Version der Plattform vorgestellt. Sie ermöglicht es, Daten aus der Milchleistungsprüfung (MLP) einschließlich aller Reproduktionsdaten direkt mit Fütterungsinformationen zu verknüpfen. Konkret bedeutet das: Der Einfluss von Futtermittelanalysen und Rationsänderungen auf die Ergebnisse der MLP-Daten kann sowohl grafisch als auch tabellarisch ausgewertet werden. Diese Funktion erlaubt es, Fütterungsereignisse langfristig nachzuvollziehen – ein Vorteil, der insbesondere bei Fütterungsberatern sehr geschätzt wird. Auch Tierärzte, die nicht im klassischen Bereich der Fütterungsberatung tätig sind, nutzen die detaillierten Auswertungen zur Eutergesundheit, um Betriebe gezielter beraten zu können. Ein großer Pluspunkt gerade für beratende Berufsgruppen ist die Möglichkeit, individuelle Berichte zu erstellen und mit Kommentaren zu versehen. „Die Funktionen der Plattform werden kontinuierlich erweitert. Vor allem durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz sehen wir enormes Potenzial, Daten effizient und in Echtzeit auszuwerten, für eine Steigerung von Tiergesundheit, Tierwohl und Betriebsökonomie. Uns ist bewusst, dass nicht jeder Nutzer alle Tools gleichermaßen verwenden wird – die Fülle an Funktionen ermöglicht jedoch möglichst vielen Anwendern eine individuell passende Lösung zu bieten“, betont Dr. Göres. Die Plattform ist über einen Online-Login auf jedem internetfähigen Endgerät einfach bedienbar. Aktuell ist MyDairyS im deutschsprachigen Raum verfügbar, die Anbindung weiterer Länder in der zweiten Jahreshälfte läuft bereits.

KI-Lösung

Das Unternehmen smaXtec beweist seit Jahren mit großem Erfolg, wie Software direkt im Inneren der Kuh funktioniert. In den neuesten Entwicklungen setzt die Technologie verstärkt auf Künstliche Intelligenz (KI), ganz im Zeichen der Tiergesundheit und Effizienzsteigerung auf Milchviehbetrieben. Durch die Auswertung großer Datenmengen in Echtzeit ermöglicht die firmeneigene KI-Lösung TruAdvice™ eine besonders präzise und vorausschauende Betreuung jedes einzelnen Tieres. Frühzeitige Hinweise bei Verdacht auf Krankheiten wie Milchfieber, Ketose oder Mastitis helfen Landwirten, rechtzeitig zu reagieren – bevor überhaupt klinische Symptome sichtbar werden. Das sorgt nicht nur für gesündere Herden, sondern reduziert auch den Einsatz von Antibiotika und steigert die Wirtschaftlichkeit. Herzstück der Technologie ist die Analyse physiologischer Daten wie Körpertemperatur, Trinkverhalten, Wiederkauaktivität und Bewegung. Anhand dieser Informationen erkennt TruAdvice™ krankheitstypische Muster, berechnet die Wahrscheinlichkeit spezifischer Milchkuherkrankungen und gibt zusammen mit dem Digitalen Assistenten konkrete Handlungsempfehlungen – nicht nur für erfahrene Landwirte, sondern auch für weniger geschultes Personal. Die tägliche Arbeit im Stall wird dadurch deutlich erleichtert, das Personal gezielter eingesetzt und die Tierbeobachtung wesentlich effizienter gestaltet.

Kein Spielzeug

„Der Landwirt steht bei uns im Mittelpunkt. Dafür treten wir an, von der Entwicklung über unseren Vertrieb bis hin zu unserem Support – deshalb stellen wir ein System zur Verfügung, das persönlicher, intuitiver und leistungsstärker ist als je zuvor.“, betont Stefan Scherer, CEO bei smaXtec. Denn die Software ist dank einem neuen Update jetzt noch übersichtlicher. Die komplett überarbeitete und modernisierte Benutzeroberfläche passt sich noch besser an den Alltag der Landwirte an – und nicht umgekehrt. Ein entscheidender Vorteil: Die smaXtec-KI lernt stetig dazu – durch Millionen gesammelter Datenpunkte sowie durch die enge Zusammenarbeit mit Tierärzten, Landwirten und Wissenschaftlern. Ziel ist es, die Vorhersagegenauigkeit weiter zu verbessern und das System als noch umfassenderes Gesundheitsmanagement-Tool zu etablieren. Um mögliche Berührungsängste gegenüber neuer Technologie abzubauen, setzt smaXtec bewusst auf intuitive Bedienbarkeit, praxisnahe Lösungen und persönlichen Support ab dem ersten Tag. „Wir möchten den Landwirten ein Werkzeug an die Hand geben, das ihnen Sicherheit gibt – kein technisches Spielzeug, sondern ein echter Partner im Stall, entwickelt – für Milchviehhalter, nicht für IT-Profis“, ergänzt Stefanie Murauer, Marketing Manager bei smaXtec. In Zukunft soll KI nicht nur bei der Krankheitsfrüherkennung, sondern auch bei der Fütterungsoptimierung und Arbeitsplanung eine noch zentralere Rolle spielen. So leistet smaXtec einen wichtigen Beitrag zu einer nachhaltigeren, gesünderen und wirtschaftlicheren Milchwirtschaft – mit Fokus auf Tierwohl und betrieblichen Erfolg.